Hui,
sind ja ganz schön unterschiedliche Ansichten.
Man kann die Zahlen auch anders interpretieren. Man muss das nicht, keinesfalls muss man dieser Interpretation zustimmen. Aber selbst als zufriedener RP13 Fahrer wäre der gesponnene Gedankengang eventuell interessant.
2001, Markteinführung, erste Euphorie, aber Bananenmopped mit Kinderkrankheiten
2002, Markternüchterung durch Kinderkrankheiten, mangelhafte Problemlösungsprozesse und Warten auf ABS
2003, Einführung ABS und sanfte Verbesserung, stärkster Jahrgang
2004, Etablierung
2005, einige warten auf ein Nachfolgemodell, leichte Kaufzurückhaltung
2006, hohe Erwartungen in das Nachfolgemodell, den einen zu wenig Innovation, den sportiven Kunden zu starke Touringbetonung und den reisenden Kunden zu wenig Touringbetonung, dazu schlechte Kritiken wegen fehlgeschlagener Innovationen, Probleme werden als "bedauerliche Einzelfälle" gehandhabt, unter Mitwirkung KBA Rückrufaktion für DKS
2007, Enttäuschung, es wird versucht Probleme zu leugnen oder totzuschweigen und nur nach Anforderung "unter der Hand" oder "heimlich" wieder auf ein anständiges Niveau zu bringen, das kommt beim Kunden nicht an
2008, Depression, minimale Verbesserungen werden im Rahmen der LCI eingepflegt, aber bei gleich bleibender Typenbezeichnung nur farblos beworben
2009 + 2010, nach Wirtschaftskrise bei allgemeiner Kaufzurückhaltung zusätzlich drastische Preiserhöhung ohne Gegenwert mitten in der Saison, Kaufverweigerung, wer schon immer lieber etwas sportlicher wollte, wird sehr gut bei der Konkurrenz fündig, wer lieber etwas mehr Tourenkomfort wollte wird wiederrum bei der Konkurrenz fündig, die mittlerweile von Supersport, Sport, Sporttouring über Tourensport bis hin zu Fulldressern alles anbietet. Zudem wird es im Preisvergleich plötzlich interessant, sich eine BMW zu leisten kaufen.
2011, Fiasko, während BMW seine Modelle mittlerweile grundlegend durchgepflegt und aufgewertet hat, glänzt Yamaha nur mit Preiserhöhung und eingeschränkter Farbwahl bei altem Modell
Meiner Meinung nach, kommen hier mehrere Faktoren zusammen, durch die sich Yamaha mit der FJR immer weiter rein reitet.
1) Die FJR ist (war) ein sehr spezielles und hochpreisiges Produkt, aber auch auf ein breites Kundenspektrum ausgerichtetes Motorrad, welches in Nachfolge der FJ1200 und in Konkurrenz zu K1200RS den Spagat zwischen Sportlichkeit und Tourenkomfort schaffen wollte und geschafft hatte. Aus mir bis heute unerfindlichen Gründen, haben sie versucht an diesem bestehenden Konzept ohne grundlegende Neuentwicklung herumzudoktern. Dabei haben sie weniger Tourenkomfort geschaffen als sie Sportlichkeit abgebaut und Nutzungseinschränkungen eingebaut haben. Das mögliche Kundenspektrum wurde dabei stark verkleinert.
2) Der Umgang mit der Qualitätssicherung und der Kundenzufriedenheit. Selbst für mittlerweile durchgängig bekannte Probleme muss(te) jeder Kunde für sich alleine um Anerkennung und Beseitigung kämpfen. Dabei kommt (kam) es mehr auf die Kompetenz und Kampfbereitschaft des Händlers als auf das Leitbild und die Selbstdarstellung des Herstellers an. Es wird versucht Qualitätsmängel und sonstige Produktprobleme zu leugnen, totzuschweigen und wenn nicht anders möglich als bedauerliche Einzelfälle abzutun und wenn unumgänglich stillschweigend unter der Hand (ohne Anerkennung einer Pflicht!) abzuwickeln.
Andere Hersteller hatten auch ganz massive Probleme, jedoch bemerkt, dass der Markt eine ignorierende Haltung abstraft und darauf reagiert. Diesen vorgelagerten Fremdprozess hätte Yamaha als Beispiel nehmen und seine eigene Reaktion auf massive Kundenbeschwerden optimieren können. Chance verpasst, 6, setzen!
3) Vermutlich völlig unverständlich für Bänker, Spekulanten, Großgrundbesitzer und Menschen wo das Geld aus der Wand kommt. Aber in der Betrachtung meiner Gehaltsabrechnungen der letzten 10 Jahre, muss ich leider feststellen, dass ich trotz gestiegener Qualifikation heute immer noch den gleichen Verrechnungswert erhalte wie damals, durch gestiegene Lohnabzüge sogar weniger ausbezahlt bekomme. Wenn ich dann noch auf die abwegige Idee käme die in Deutschland verleugnete Inflation einzubeziehen, sähe es mit der Kaufkraft noch bescheidener aus. Die tatsächliche Preisentwicklung ist ja bereits von Thomas dargestellt worden. Was meint Yamaha wie scheiß egal mir der Yen ist!?! Ich lebe in Euroland, ich verdiene in Euroland und ich kaufe auch in Euroland ein. Zumal wenn für einen Mehrpreis kein Mehrwert geliefert wird.
Aber ... mag nun mancher aufschreien ... der Thekenpreis ... Nunja, man kann versuchen mit spitzem Bleistift den Händler zu ruinieren. Schließlich ist er ja freiwillig Händler geworden. Sein innerstes soziales Daseinsverständnis besteht darin, Motorräder zu verteilen. Die restliche Zeit hat Gott ihm ausschließlich dazu geschenkt, damit er an diesen Motorrädern auch noch selbstlose Öl- und Reifenwechsel durchführen und den Besitzern psychologisch beistehen kann. Natürlich auch um kostenlose Garantieabwicklungen für eBaykäufe vorzunehmen. Achtung: 99% Ironie, für Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie den nächsten Abatz oder fragen Sie ihren Psychologen oder Zahnarzt.
Als Kunde möchte ich jedoch einen engagierten und motivierten Händler und Schrauber haben, der mich und mein Motorrad mit der nötigen Sorgfalt und eventuell etwas darüber umsorgt. Dazu ist ein für beide Seiten verträgliches und befriedigendes Geschäft notwendig. Kampfkalkulationen und mitgebrachte Serviceutensilien sind nach meiner Feststellung dafür nicht besonders förderlich. Als Händler hingegen würde ich ein klare Linie zwischen den Bleistiftspitzern und normalen Kunden ziehen. Da gibt es viele mögliche kleine Seitenhiebe auf der einen und mögliche Boni auf der anderen Seite. Und wenn so ein Vogel erst nach 5 Stunden von der Probefahrt wiederkommt und sie mir dann mit 300+ km mehr auf der Uhr und leerem Tank hinstellt, um mir anschließend vorzupredigen was alles schlecht ist und am Ende auch noch den Preis vorschreiben will ... also entweder würde ich meine Kollegen Dober & Mann oder die Zwillinge Pit & Bull darum bitten, diesen Kunden verirrten Passanten hinaus zu begleiten.
Dies ist natürlich nur eine Interpretationsmöglichkeit von vielen und es soll hier niemand missioniert werden. Auch ist sie emotional nicht ganz unbelastet vorgetragen, da ich mich ja in dem Modellzyklus bekanntermaßen eher unverstanden und vernachlässigt fühle.
Ich glaube auch, dass es einen Personenkreis gibt, für den die RP13, so wie sie ist, genau das richtige ist und für den der aktuelle Preis auch noch in Ordnung geht. Aber offenbar ist dieser Kreis doch eher überschaubar.
Die Marketing- und Entwicklungsstrategen von Yamaha sollten ihr Portfolio möglichst bald wieder dem Markt anpassen. Entweder die radikale Spezialisierung, ggf. als Doppellinie á la FJR GranTour und FJR Sportstourer, oder wieder zurück in den Spagat. Wobei ich persönlich, unter Betrachtung des aktuell im Bestand verbauten Zubehörs und der Mitbewerber der Doppelinie mehr Erfolg zutrauen würde.
Gruß, troy®
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