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Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente
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Seite 1 von 4

Autor:  Biker64 [ 10.05.2011, 10:29 ]
Betreff:  Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

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Das zitierte Posting stammt aus diesem Beitrag - viewtopic.php?p=40004#p40004 -; es wurde ein neuer Thread mit der entsprechenden Thematik eröffnet und die Beiträge verschoben
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Zitat: mhitzler
Allerdings befremdet mich hier eines doch sehr: Es wird ständig von der Aufstellneigung beim Bremsen in der Kurve gesprochen. Mal abgesehen von Notbremsungen - warum bremst ihr eigentlich in der Kurve, und nicht vorher? So habs ich zumindest gelernt. Bremsen bis zum Kurvenscheitelpunkt, abkippen, Gas und raus. Wenn ich in Schräglage bremsen muss, gibt es entweder ein unverhergesehenes Hinderniss oder ich habe einen Fahrfehler gemacht.


Hallo Micha,
der Kurvenscheitelpunkt ( Bild von GoKart )
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liegt in der Mitte der Kurve, also bremse ich schon in Schräglage rein, oder ? Und bremse damit in der Kurve, und damit stellt's halt auch auf. Oder ich reduziere die Geschwindigkeit soweit, daß ich am Kurveneingang die richtige Kurvengeschwindigkeit hab, um ohne zu bremsen zum Scheitelpunkt zu kommen, und ab da Gas auf. Das geht auf einer Landstraße, oder wenn ich einen Pass gemütlich runterrolle.
Bei verschärfter Gangart auf einer Strecke, wo Kurve an Kurve kommt ( Kyffhäuser z.B.) funzt das nicht.
Bremse ich von Beginn an gleichmäßig in die Kurve rein, kann ich dem kontrolliert entgegenwirken, das geht recht gut. Ändere ich aber die Bremskraft, weil doch zu schnell, merkt man schon, ob der Reifen mehr oder weniger Aufstellneigung hat.
Und wenn ich z.B. am Kyffhäuser "flott" bergabfahre, kommt es halt dazu....... die Hinterradbremse ist da fix am Limit, da muss dann die Vorderradbremse mit ran.
Wenn ich hinter den Autos bleibe, reicht Motor - und ab und an HR-Bremse.... :-)

Gruß
Steffen

Autor:  mhitzler [ 10.05.2011, 11:02 ]
Betreff:  Re: Michelin Pilot Road 3 und 3A (MPR3,MPR3A)

Was du da zeigst, ist die Rennstreckenideallinie für Gocarts. Nach der Linie würdest du ja fast komplett im Gegenverkehr fahren.
Die ideale Kurvenführung für Motorräder im Strassenverkehr sieht ganz anders aus. Insbesondere verlagert sich der Scheitelpunkt so weit wie möglich nach aussen (um optimale Sicht in den Gegenverkehr zu haben und genug Raum, um Ausweichmanöver einzuleiten). So hab ichs in den Sicherheitstrainings gelernt. Bremsen in der Schräglage muss meines Erachtens die Ausnahme bleiben, so übrigens auch der Einsatz der Hinterradbremse bei Abfahrten.

Auf Rennstrecken gilt natürlich eine andere Kurvenlinie, aber da kommen dann auch andere Reifen zum Einsatz. Selbst da bezweifle ich, dass in der Kurve generell gebremst wird.
Gruss
Michael

Autor:  Biker64 [ 10.05.2011, 11:48 ]
Betreff:  Re: Michelin Pilot Road 3 und 3A (MPR3,MPR3A)

Ja, drum hab ich ja hingeschrieben, daß das vom Gokart ist. Sollte nur zur Darstellung des Scheitelpunktes dienen, nicht zur Darstellung der Motorradideallinie.
Du hattest geschrieben, Bremsen bis zum Kurvenscheitelpunkt. Da hast Du schon Schräglage... und - je nach Reifen und Stärke der Bremsung - Aufstellmoment. Wie stark das ist, hängt dann von Fahrwerksgeometrie und Reifen ab. Und, wie schnell Du das versuchst.

Gruß
Steffen

Autor:  harry301 [ 10.05.2011, 12:06 ]
Betreff:  Re: Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

Hi Michael,

Da man auf der Landstraße meistens nicht extrem schnell unterwegs ist,
reicht oft nur das Bremsen vom Eingang bis zum Scheitelpunkt der Kurve.
Ich denke, dass meine Sozia jedesmal einen Schreck bekommen würde, wenn ich schon ohne Schräglage bremsen würde.
Sie würde bestimmt befürchten, es würde ein Hund, Katze oder sonstiges Getier
über die Strasse rennen. :-BB


Grüße Harry

Autor:  mhitzler [ 10.05.2011, 12:56 ]
Betreff:  Re: Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

Die Verschiebung ist eine gute Idee.
Ich bleibe dabei: das Aufstellmoment sollte man vermeiden, indem man vor dem Einlenken und Kippen bremst.

Mehr dazu kann man hier nachlesen:
http://www.zweiradsicherheit.de/Sonderheft.pdf
(So ab S. 22).
Da ist eigentlich alles ausführlich beschrieben.

Gruss
Michael

Autor:  harry301 [ 10.05.2011, 13:24 ]
Betreff:  Re: Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

Hi Michael,

Ein Auszug aus deinem Büchle:
---------------------------------------
Der Kammsche Kreis macht
deutlich, welche Kräfte auf
einen Motorradreifen beim
Beschleunigen, Bremsen und
in Schräglage einwirken. Die
grünen Linien entsprechen den
Werten, die zum Beispiel bei
einer zügigen Landstraßenfahrt
erreicht werden. Bei 36 Grad
Schräglage hat der Fahrer
genügend Reserven. 85 Prozent
der Umfangskräfte des Reifens
stehen ihm noch zum Bremsen
oder Beschleunigen zur Ver -
fügung – damit bewegt er sich
absolut im grünen Bereich.
Kurz
vor dem Limit der Haftgrenze
befi ndet sich dagegen der
Rennfahrer, der mit 57 Grad
Schräglage um die Kurve wetzt.
Jetzt bietet der Reifen nur
noch einen schmalen Bereich
von zehn Prozent seiner
Umfangskräfte für eine
minimale, sehr gefühlvolle
Beschleunigung an.
-----------------------------------

Da steht doch gerade das Gegenteil was du behauptest.
Viel mehr als 36° läßt die FJR kaum zu.
Somit steht fast immer ca 80° Bremsleistung zur Verfügung, aber nur, wenn man

den/das Aufstellmoment im Griff hat. Je gutmütiger der Reifen ist, um so besser.
Warum soll man diese Wegstrecke zum Bremsen nicht nutzen?
Man kann doch nicht um jede Kurve schauen.


Ohne Übung liegst du, bei einer Notbremsung in der Kurve, 100%tig auf der Nase und vielleicht im Gegenverkehr.

Vorsichtig üben ist angesagt, aber bitte auf das/den Aufstellmoment des Reifens achten.

Autor:  mhitzler [ 10.05.2011, 14:46 ]
Betreff:  Re: Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

Da steht aber auch , dass, um einen sicheren Fahrstil zu erreichen, folgendes angestrebt werden soll:

Zitat:
"Extrem spätes Bremsen vor der Kurve ist dabei genau so wenig angesagt wie aggressives
Beschleunigen am Kurvenausgang. Rechtzeitig vor dem Einlenken in die Kurve sollten der Bremsvorgang
abgeschlossen und das Tempo angepasst sein."
ebd., S. 24

Es geht mir ja nicht darum zu sagen, dass man in der Kurve nicht bremsen kann, sondern für einen flüssigen Fahrstil in der Kurve nicht bremsen sollte. Mir zumindest macht es riesig Spass, wenn ich so eine saubere Kurvenlinie gefahren bin und nicht ständig nachkorrigieren muss.

Autor:  Duese [ 10.05.2011, 15:57 ]
Betreff:  Re: Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

Zum Thema: 'Kammscher Kreis'
Früher ging man von einem Wert von 100 aus (Gesamtverhältnis der auftretenden Kräfte)
Durch die neuen Reifen liegt der Gesamtwert jetzt bei 140
Bedeutet, dass ich, selbst wenn ich 70 Teile für das Bremsen in Schräglage 'verbrauche' noch 70 Teile für Schräglage/Haftung zur Verfügung habe.

Ich war am WE auf einem Kurventraining. War sehr interessant beide Linien (Landstraße und Renne) zu fahren.
Bei Landstraßen-Modus :
Bremsen - vor dem Einstieg in die Kurve abgeschlossen, die Geschwindigkeit für die Kurve steht
Rollen mit Stützgas - bis zum wieder Aufstellen der Maschine am Kurvenausgang
Beschleunigen
Die Linienwahl richtet sich ´nach der Einsehbarkeit der Kurve und die eigene Linie befindet sich IMMER auf der eigenen Straßenhälfte.
Form der Linie - eher eine abgeflachte Ellipse

Renn-Modus :

Die Linie zum Kurvenscheitelpunkt verläuft spitz
Gebremst wird bis kurz vor das starke Abwinkeln der Maschine
Stützgas (aber nicht wirklich lange ;-) )
durch den spitzeren Kurvenausgangswinkel steht die Maschine früher wieder 'gerade' und es kann früher wieder beschleunigt werden.

Primär kann man aber für den Alltag sagen, dass die Linie durch die Fahrbahnbreite / das Sichtfeld / die Einsehbarkeit der Kurve bestimmt wird.
Bedeutet: Blickführung ist das A und O.
Wie sagte Clark: Wo ich hinsehe, da fahre ich auch hin ;-)

Was das Bremsen in Schräglage angeht...
Wir sind mit abgesenktem Luftdruck gefahren (normal vorn 2,5-2,6, hinten 2,9-3,1 / Training vorn 2,1-2,3 hinten 2,4-2,5)
Die Reifen waren also immer auf optimaler Temperatur und auch starkes Bremsen in Schräglage ging gut.
Wobei man beim 'Überbremsen' trotzdem abfliegt!

Noch etwas zum Thema Kurvengeschwindigkeit / Aufsetzen / hanging off

Die Älteren unter uns werden es noch vor Augen haben:
Der Hintern ging neben die Sitzbank, das Knie weit raus und ab dafür ;-)
Nachteilig war, dass die Massenverschiebung niedriger war als möglich und die Blickführung sich schwierig gestaltete.
Der Oberkörper drehte sich dabei eigentlich vom Blick her in die falsche Richtung.

Heute wird ein anderer Stil gefahren
Der Sportler-Fahrer winkelt weiter das Knie ab, da die Sportler nicht aufsetzen, braucht er das Kniepad als Sensor für die Schräglage weiterhin
Aber ansonsten gilt:
Das Gewicht kommt vom OBERKÖRPER und nicht der Kniescheibe ;-)
Knie, Ellenbogen und Kinn bilden ein gedachtes Dreieck.
Ellbogen geht raus Kinn und Oberkörper folgen, Blickrichtung geht weiter in die richtige Richtung, Knie abwinkeln (beim Tourer.. wer es mag).
Vorteile:
1. Da nicht der Bobbes auf der Bank hin und her gewuchtet wird, sondern nur der Oberkörper 'wandert', gibt es keine Unruhe im Fahrwerk.
2. Es sieht auch nicht so bescheuert aus auf einem Sporttourer. :lol:
3. Es bleiben Schräglagen-Reserven, falls man doch mal weiter runter muss
4. Man glaubt es kaum, welche Kurvengeschwindigkeiten damit möglich sind, ohne dass auch nur ein Teil am Boden schleift.
5. Die Reifenaufstandsfläche ist größer. Es können mehr Kräfte übertragen werden (Seitenführung etc.). Was letztlich auch dazu führt, dass im Fall der Fälle
höhere Bremskräfte übertragen werden können - auch in Schräglage
6. Nur der Oberschenkel der gegenüber liegenden Seite dient als Stütze. Die Hände liegen weiter nur locker auf den Griffen
Ich habe es im Kreisel ausprobiert: Volle Schräglage und der linke Handschuh glitt locker über den Asphalt ( Die Kombi war mir zu teuer, um das Knie ohne Pads auf den Boden zu bringen :lol: )

Dynamische Radlastverteilung
Jeder hat wohl schon davon gehört und kann sich darunter etwas vorstellen.
Im Landstraßen-Modus eher vernachlässigbar.
Aber was hat das jetzt mit Bremsen in Schräglage und Kurvenfahren zu tun, wird sich der Eine oder Andere fragen.

Eigentlich ganz einfach.
Wenn ich in Schräglage bin, brauche ich Last auf der Vorderhand, damit mir das Rad nicht leicht wird und ich abfliege.
Ich Lenkkräfte übertragen kann ohne das Wegschmieren des Vorderrades. Ich kann eine spitzere Linie fahren.
Daher im Renn-Modus das spitze Anfahren UND Bremsen (da befindet man sich schon in leichter Schräglage).
Last auf der Vorderhand wird dann genutzt, um im spitzen Winkel einzukippen und
wieder zügig aus der Schräglage in die Beschleunigungsphase gehen zu können.
Also:
Radlast vorn bis kurz hinter die Spitze der Kurvenlinie gewünscht
kurze Rollphase
Radlast hinten für die Beschleunigungsphase

Wer die Vorteile verinnerlicht und bewusst mit seinem Fahrstil das Verschieben der Radlast beeinflusst, fährt auf der sichereren Seite. :prof:

in a nutshell für die Landstraße:
1. vor der Kurve ist die Kurvengeschwindigkeit erreicht
2. in der Schräglage: Rollphase, kein Bremsen, kein Beschleunigen, nur Stützgas
3. Maschine aufgerichtet -> Feuer frei :-)
Wer jetzt noch den neuen Hanging Off Stil mit einbaut, darf entspannt auch gern den einen oder anderen SuperSportler zum Staunen bringen.

Autor:  Fred [ 10.05.2011, 16:29 ]
Betreff:  Re: Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

Zitat: @ Düse
...Ich war am WE auf einem Kurventraining. War sehr interessant beide Linien (Landstraße und Renne) zu fahren.
Bei Landstraßen-Modus :
Bremsen - vor dem Einstieg in die Kurve abgeschlossen, die Geschwindigkeit für die Kurve steht
Rollen mit Stützgas - bis zum wieder Aufstellen der Maschine am Kurvenausgang
Beschleunigen
Die Linienwahl richtet sich ´nach der Einsehbarkeit der Kurve und die eigene Linie befindet sich IMMER auf der eigenen Straßenhälfte.
Form der Linie - eher eine abgeflachte Ellipse...


Dem ist nichts hinzuzufügen

Gruss Fred

Autor:  harry301 [ 10.05.2011, 17:20 ]
Betreff:  Re: Kurvenfahren / Bremspunkte / Aufstellmomente

Hallo,

Bei Landstraßen-Modus :
Bremsen - vor dem Einstieg in die Kurve abgeschlossen, die Geschwindigkeit für die Kurve steht
Rollen mit Stützgas - bis zum wieder Aufstellen der Maschine am Kurvenausgang




Wer fährt eigentlich den" Landstraßenmodus" ?

Machen wir uns nichts vor, ab tourensportlich
wird oft noch in der Kurve gebremst.
Danach fast immer. Das ist auch gut so.
Das nerft doch, wenn in einer flotteren Gruppe, schon jemand zig Meter vor der Kurve,
in die Eisen steigt.

So viele gleichmäßigen Kurven gibts doch gar nicht, dass ein gleichmäßiges
Durchrollen immer Spass macht.
Wie haltet ihr es denn mit den Hundekurven?
Eiert ihr dann schon am Anfang der Kurve mit niedrigster
Geschwindigkeit rum, die am Ende nötig ist.



Kruppenklassifizierung

supersportlich
sportlich
tourensportlich
touristisch
gemütlich

Touristisch oder gemütlich mag es noch Spass machen, aber danach nicht mehr.

Je flotter die Gruppe, desto sicherer ist man unterwegs, wenn man auch bereit und in der Lage ist,die Wegstrecke bis zum Scheitelpunkt der Kurve, zum Bremsen mit zu nutzen.
Wer das nicht beherrscht, bitte ganz schnell zu den Blümchenpflückern.
Ohne Übung ist die Gefahr einer Überbremsung sehr sehr groß.



p.s. ich erlaube mir, für MICH, den Scheitelpunkt der Kurve, als die langsamste Strecke, die gefahren wird zu bezeichnen.
Je nach der individuellen Kurvenlinie kann er etwas weiter vorne oder hinten sein.
Theoretisch mag er manchmal verschoben sein, aber was nützt es?

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