Zum Thema: 'Kammscher Kreis'
Früher ging man von einem Wert von 100 aus (Gesamtverhältnis der auftretenden Kräfte)
Durch die neuen Reifen liegt der Gesamtwert jetzt bei 140
Bedeutet, dass ich, selbst wenn ich 70 Teile für das Bremsen in Schräglage 'verbrauche' noch 70 Teile für Schräglage/Haftung zur Verfügung habe.
Ich war am WE auf einem Kurventraining. War sehr interessant beide Linien (Landstraße und Renne) zu fahren.
Bei Landstraßen-Modus :
Bremsen - vor dem Einstieg in die Kurve abgeschlossen, die Geschwindigkeit für die Kurve steht
Rollen mit Stützgas - bis zum wieder Aufstellen der Maschine am Kurvenausgang
Beschleunigen
Die Linienwahl richtet sich ´nach der Einsehbarkeit der Kurve und die eigene Linie befindet sich IMMER auf der eigenen Straßenhälfte.
Form der Linie - eher eine abgeflachte Ellipse
Renn-Modus :
Die Linie zum Kurvenscheitelpunkt verläuft spitz
Gebremst wird bis kurz vor das starke Abwinkeln der Maschine
Stützgas (aber nicht wirklich lange

)
durch den spitzeren Kurvenausgangswinkel steht die Maschine früher wieder 'gerade' und es kann früher wieder beschleunigt werden.
Primär kann man aber für den Alltag sagen, dass die Linie durch die Fahrbahnbreite / das Sichtfeld / die Einsehbarkeit der Kurve bestimmt wird.
Bedeutet: Blickführung ist das A und O.
Wie sagte Clark: Wo ich hinsehe, da fahre ich auch hin

Was das Bremsen in Schräglage angeht...
Wir sind mit abgesenktem Luftdruck gefahren (normal vorn 2,5-2,6, hinten 2,9-3,1 / Training vorn 2,1-2,3 hinten 2,4-2,5)
Die Reifen waren also immer auf optimaler Temperatur und auch starkes Bremsen in Schräglage ging gut.
Wobei man beim 'Überbremsen' trotzdem abfliegt!
Noch etwas zum Thema Kurvengeschwindigkeit / Aufsetzen / hanging off
Die Älteren unter uns werden es noch vor Augen haben:
Der Hintern ging neben die Sitzbank, das Knie weit raus und ab dafür

Nachteilig war, dass die Massenverschiebung niedriger war als möglich und die Blickführung sich schwierig gestaltete.
Der Oberkörper drehte sich dabei eigentlich vom Blick her in die falsche Richtung.
Heute wird ein anderer Stil gefahren
Der Sportler-Fahrer winkelt weiter das Knie ab, da die Sportler nicht aufsetzen, braucht er das Kniepad als Sensor für die Schräglage weiterhin
Aber ansonsten gilt:
Das Gewicht kommt vom OBERKÖRPER und nicht der Kniescheibe

Knie, Ellenbogen und Kinn bilden ein gedachtes Dreieck.
Ellbogen geht raus Kinn und Oberkörper folgen, Blickrichtung geht weiter in die richtige Richtung, Knie abwinkeln (beim Tourer.. wer es mag).
Vorteile:
1. Da nicht der Bobbes auf der Bank hin und her gewuchtet wird, sondern nur der Oberkörper 'wandert', gibt es keine Unruhe im Fahrwerk.
2. Es sieht auch nicht so bescheuert aus auf einem Sporttourer.
3. Es bleiben Schräglagen-Reserven, falls man doch mal weiter runter muss
4. Man glaubt es kaum, welche Kurvengeschwindigkeiten damit möglich sind, ohne dass auch nur ein Teil am Boden schleift.
5. Die Reifenaufstandsfläche ist größer. Es können mehr Kräfte übertragen werden (Seitenführung etc.). Was letztlich auch dazu führt, dass im Fall der Fälle
höhere Bremskräfte übertragen werden können - auch in Schräglage
6. Nur der Oberschenkel der gegenüber liegenden Seite dient als Stütze. Die Hände liegen weiter nur locker auf den Griffen
Ich habe es im Kreisel ausprobiert: Volle Schräglage und der linke Handschuh glitt locker über den Asphalt ( Die Kombi war mir zu teuer, um das Knie ohne Pads auf den Boden zu bringen

)
Dynamische Radlastverteilung
Jeder hat wohl schon davon gehört und kann sich darunter etwas vorstellen.
Im Landstraßen-Modus eher vernachlässigbar.
Aber was hat das jetzt mit Bremsen in Schräglage und Kurvenfahren zu tun, wird sich der Eine oder Andere fragen.
Eigentlich ganz einfach.
Wenn ich in Schräglage bin, brauche ich Last auf der Vorderhand, damit mir das Rad nicht leicht wird und ich abfliege.
Ich Lenkkräfte übertragen kann ohne das Wegschmieren des Vorderrades. Ich kann eine spitzere Linie fahren.
Daher im Renn-Modus das spitze Anfahren UND Bremsen (da befindet man sich schon in leichter Schräglage).
Last auf der Vorderhand wird dann genutzt, um im spitzen Winkel einzukippen und
wieder zügig aus der Schräglage in die Beschleunigungsphase gehen zu können.
Also:
Radlast vorn bis kurz hinter die Spitze der Kurvenlinie gewünscht
kurze Rollphase
Radlast hinten für die Beschleunigungsphase
Wer die Vorteile verinnerlicht und bewusst mit seinem Fahrstil das Verschieben der Radlast beeinflusst, fährt auf der sichereren Seite.
in a nutshell für die Landstraße:
1. vor der Kurve ist die Kurvengeschwindigkeit erreicht
2. in der Schräglage: Rollphase, kein Bremsen, kein Beschleunigen, nur Stützgas
3. Maschine aufgerichtet -> Feuer frei

Wer jetzt noch den neuen Hanging Off Stil mit einbaut, darf entspannt auch gern den einen oder anderen SuperSportler zum Staunen bringen.