Hallo,
wie von ManfredA angeregt hier mal meine völlig subjektive Bewertung der Testphase vor Kauf meiner RP11, auf die ich von einer BMW R1150R gewechselt bin. Da ich immer von der BMW auf das Testmotorrad und wieder zurück auf die BMW gewechselt bin, war bei mir immer der unmittelbare Eindruck nach dem Unterschied sehr aufschlußreich:
- Tiger Explorer (Vorführer): Komplett andere Sitzposition, beim Wegfahren vom Händler erstmal ein Krampf in den Beinen. Hätte ich nicht mit gerechnet, soll doch viel bequemer sein. Nach kurzer Gewöhnung aber tatsächlich angenehm. Rauf auf die Autobahn. Huh, Ride-by-Wire mit 137PS, bloß vorsichtig mit der Gashand und reagiert sofort, auch bei Unebenheiten. Sehr ungewohnt und nicht ohne bei der Leistung. Windschutz fast perfekt, Tempomat Spielzeug, aber nett. Fahrwerk schön agil, aber touristisch, Schwerpunkt arg hoch. Prima Optik, toller Sound, Sitzbank etwas weich. Nun Rückkehr auf die BMW: Die Explorer wäre mir lieber, mein Wilbers-Fahrwerk und die Kahedo-Bank sind aber besser.
- Super Tenere 2012 (Vorführer): Völlig ausreichender Motor mit schönem Punch und Sound, man sitzt super, bombiges Fahrwerk, tolle Optik, super Verarbeitung. Für die Ewigkeit gebaut. Geht aber weniger ins Herz, mehr über den Kopf. Windschutz aber schlecht. Rückkehr auf die BMW: Eckiger, kantiger im Guten wie im Schlechten, Punktsieg aber für Tenere. Welche Farbe soll ich nehmen?
- FJR RP 23 (Vorführer): Silbergrau aus 2013, für mich die Schönste aller Getesteten und vorgemerkt, sobald das Geld reicht. Es passt alles, nur der Windschutz ist eher etwas bescheiden. Ansonsten Welten zur BMW. Rückkehr nicht auf meine BMW, sondern direkter Wechsel auf eine 2013er R1200RT. Tiefe Enttäuschung.... Langweiliger Sound, schüttelnder Motor, die komplette Verkleidung wippt im Takt mit. Außer dem tollen Windschutz wirklich nicht meins, obwohl ich es touristisch mag. Rückkehr auf meine BMW: Da fahre ich lieber meine weiter und spare auf die RP23.
- Super Tenere 2014 (Vorführer): Alles noch ein bißchen besser als früher. Sitzposition, Seitenständer, Windschutz. Motor mit schönem Punch und Sound, superstabiles Fahrwerk. Dann im Stau. Mh, langsam fahren im Stau geht gut, aber so ein kleines bißchen Konstantfahrruckeln ist schon da. Ist zwar minimal und für so große 2-Zylinder wohl normal, mich stört es aber. Toller Kardan. Im Vergleich insgesamt fällt meine BMW nun noch ein bißchen weiter ab.
- GS 2007 (Gebrauchtangebot Händler): Recht viele mechanische Geräusche vom Motor. Leistung/Drehmoment gefühlt nicht mehr als bei meiner R, der Sound dabei ist mehr als mäßig (im Stand besser). Kein Vergleich mit meinem Zach. Erste Kurve, fühlt sich nicht gut an, fühle mich irgendwie unsicher, ganz anders als auf der Tenere trotz ESA. Windschutz nicht schlecht, aber auch nicht gut. Langsamfahrkomfort (Konstantfahrruckeln, Länge 1. Gang, Kupplungskraft) wie bei meiner R, also verbesserungsfähig. Beim Händler (BMW-Niederlassung) stellt sich raus, daß das ein reparierter Unfallschaden ist. Nach eigener Probefahrt des Verkäufers meinte er die müsse wohl nochmals in die Werkstatt, man werde sich melden. Ich warte da bis heute drauf, Adresse/Telefonnummer hat er von mir.... Rückkehr auf meine BMW: Puh, bin froh wieder meine 1150er R zu fahren, alles prima (Sound, Leistung, Fahrwerk). Die Gründe, warum ich wechseln möchte, habe ich schon fast vergessen.
- Trophy SE (Vorführer): Was für ein klobiges, unattraktives Motorrad. Aber der Händler läuft mir immer nach, ich solle doch unbedingt mal fahren. Gut, ich tue ihm den Gefallen. Ist ja ein Netter. Also ein komplettes Wochenende, wer könnte da Nein sagen. Meine Frau findet sie auch nicht hübsch. Schlechte Voraussetzungen.... Dann Aufbocken in der Garage, soll ja erst Samstag losgehen. Geht überhaupt rein gar nicht, wer hat so einen Unsinn konstruiert?? Irgendwie geht es irgendwann doch, habe die nächsten 2 Wochen Muckibude gespart und eine Krampf im Arm. Dann WE mit meiner Frau als Sozia. Sie ist begeistert, ich genauso. Bis auf den Hauptständer und die Verarbeitung der Haltegurte in den Koffern/Topbox (wer hat das konstruiert?) DAS Motorrad, das ich mir sofort kaufen würde. Niedrigerer Schwerpunkt als bei der Explorer, bäriger Motor mit Charakter und Sound und v.a.: Selbst mit 2 Leuten und in Schrittgeschwindigkeit lässt sich der Trumm so genau dirigieren wie ein Fahrrad alleine. Am nächsten Tag alleine durchs Bergische Land und das Teil fährt sich sogar sportlich, tolles WP-Fahrwerk, tolles Motorrad. Rückkehr auf die BMW. Mir fällt die "90 Jahre"-Plakette auf der 1200RT ein, die ich letztes Jahr gefahren bin. Ungefähr 90 Jahre weit zurück fühle ich mich versetzt. Ich freue mich aber darüber, daß ich zu Hause die R problemlos aufbocken kann. Immerhin.
FAZIT: Die 2015er Trophy SE in Schwarz wäre es bzw. könnte es sein in 4 Jahren, die ich die RP11 in jedem Fall fahren will. Denn die fährt sich nicht so entscheidend anders als die RP23 und wer weiß, vielleicht baut Yamaha ja auch einen echt langen Overdrive ein. Dann hätte es die Trophy schon auch schwer, denn etwas mehr auf Tourer umgebaut kommt sie schon nah ran und die Haltbarkeit muß die Trophy erst einmal beweisen. Bei der FJR bin ich da doch wohl ganz gut aufgehoben. Eine Großenduro wird es nicht, weil ich in Abwägung lieber einen niedrigeren Schwerpunkt mit Top-Fahrwerk und -Sitzbänken bevorzuge.
Bin mal gespannt, was Eure Eindrücke zu diesen oder zu anderen getesteten Konkurrenz-Motorrädern sind
Schöne Grüße,
Wolfgang