Der erste Tag der Fjorde
23. Juni 2009. Nach ausgiebigem Frühstück satteln wir die Bikes um 10 Uhr bei strahlendem Sonnenschein, um die Rückreise vom Kapp anzutreten. Heute haben wir uns vorgenommen, so nah wie möglich an die Lofoten heranzukommen. Damit wir uns dort entspannt unser Ruhetagsdomizil aussuchen können.
Aber vorher lassen wir es zurück bis nach Olderfjord noch mal so richtig krachen. Sonne, wenig Verkehr und die geschwungene Küstenstraße laden bei diesem Wetter förmlich dazu ein.
Kurz noch an einem Trockengerüst für Dorsch, bzw. Kabelajau einen Fotostopp eingelegt. Diese Gerüste begegneten uns noch häufig auf der Tour.
Von Olderfjord geht es dann südwestlich auf der E6 über eine Hochebene, entlang von reißenden Flüssen, Wasserfällen, Rentierherden und Schneefeldern nach Alta.
Wir sehen zwei norwegische Motorräder entgegenkommen. Ein Chopper und ein Naked Bike. Diese werden uns die kommende Woche noch oft begleiten. Aber zu diesem Zeitpunkt dachten wir noch nicht darüber nach.
Ab Alta lassen uns die Fjorde nicht mehr alleine. Endlich mal Kurven über Kurven fressen. Vorbei am Altafjord, Langfjord, Kvänangen, Reisafjord, Straumfjord, Lyngen und Storfjord geht es Kurve um Kurve, bergauf und bergab bis zu unserem nächsten Tagesziel Nordkjosbotn.
Heute erleben wir auf den Bergen Temperaturen von 8 Grad und 17 Grad in den Tälern.
Ebenfalls heute lernten wir das norwegische Straßenbausystem kennen. Bei einspuriger Verkehrsführung stehen am Anfang und am Ende der Baustelle jeweils freundliche Helfer mit ihren Warnfahnen. Diese stoppen den Verkehr statt einer Ampel. Dann setzt sich ein Baustellenfahrzeug vor die Kolonne und führt diese durch die Baustelle. Am anderen Ende dreht das Fahrzeug um und nimmt die entgegengesetzte Kolonne auf. Hin und zurück, den ganzen Tag. Was für ein Job für den Fahrer... (Warum haben wir das eigentlich kein einziges Mal fotografiert???)
Obwohl wir schon um 18.30 Uhr in Nordkjosbotn ankamen, war auf beiden Campingplätzen alles ausgebucht. Eine kleine Hütte ergatterten wir noch für Johnnie.
Widger und ich bekamen das letzte Zimmer im Hotel. Zum Abendbrot gönnten wir uns Rentiergulasch, welches hervorragend mundete.
Müde gingen wir um 23 Uhr und bei Sonnenschein zu Bett. Der Ruhetag steht kurz bevor.
Auf die Vesteralen / Lofoten24. Juni 2009. Johnnie kam gegen 9 Uhr vom Campingplatz zu unserem Hotel, in dem wir das gemeinsame Frühstück einnahmen. 10 Uhr waren wir bei bedecktem Himmel unterwegs.
Am Fjord entlang, dann auf einem Parkplatz angehalten und nach Rentierfellen geschaut. Auf den Parkplätzen stehen große Zelte, in denen Touristen der ganze Touristennepp angeboten wird. Würde mich nicht wundern, wenn der meiste Teil des Angebotes in China hergestellt wird... Ein Bus mit Rentnern aus dem Westerwald hielt ebenfalls. Die Reisegäste waren begeistert von unseren Erzählungen und winkten uns zum Abschied freundlich zu.
Wasserfälle über Wasserfälle.
Über den 1.237 Meter hohen Storala fuhren wir - Schnee an beiden Seiten der Straße - durch ein Wintersportgebiet bis nach Bjerkvik. Hier kreuzen die Europastraßen 10 und 6.
Kaffeepause bei Esso. An der Tankstelle lernten wir einen FJR1300er Fahrer aus Belgien kennen. Der 70 jährige!!! war schon seit 16 Tagen u.a. in Finnland unterwegs und wollte auch auf die Lofoten. Hut ab!!!
Wir verließen die E6, um auf der E10 in Richtung der Lofoten abzubiegen. Bei Steinsland überquerten wir über eine hohe Brücke die Verbindung von Vagsfjord zum Tieldsund. Bar der Kenntnis, dass es solche Brücken zu Hauff auf den Inseln gibt, legten wir einen Fotostopp ein.
Wieder nur 30 Kilometer später machten wir am tiefblauen Tieldsund bei strahlend blauem Himmel eine erneute Pause.
Dort beschlossen wir, nicht durch den neuen Tunnel direkt auf die Lofoten zu fahren, sondern der alten E10 über die Berge bis nach Sortland zu folgen. Die Stadt am Sortlandsund ist die zentrale Stadt der Inselgruppe Vesteralen.
Um 16 Uhr bogen wir auf den Campingplatz ein und bezogen eine große Hütte für unseren kommenden Ruhetag. Der Platz liegt etwas oberhalb vom Ort und hat einen grandiosen Blick auf den Fjord. Das Begrüßungsbier genehmigten wir uns in praller Sonne auf unserer Terrasse. Johnnie musste mit Toyota telefonieren, denn er hatte unserem Arbeitgeber das Gespräch avisiert. Er zog übrigens, der Bequemlichkeit halber, es ist ja eine Männertour, seine Hose aus. Drunter kam wieder mal sein Spiderman-Outfit zum Vorschein. Nun habe ich die Frage der Überschrift endlich beantwortet, wie Johnnie Spider, alias Ralf M. zu seinem Namen kam, bzw. dass nun jeder Johnnie Spider kennt!
Nach dem zweiten Bier in der Sonne kam die Anstrengung der letzten Tage durch. Also erst mal ein Stündchen schlafen, um dann später den Ort unsicher zu machen!
Das Luxusdinner
Um 18 Uhr stiegen wir ins Dorf hinab. Zwei Einkaufszentren sowie viele Geschäfte in der 4.000 Seelen Gemeinde. Allerdings legen hier die Schiffe der Hurtigruten an. Hat also für die Inselgruppe eine größere Bedeutung.
Ein Restaurant, welches uns gefiel, hatten wir nicht gefunden. Bereits zum Rückweg aufgebrochen sahen wir rechts der Straße ein kleines Lokal mit Stühlen auf der Terrasse. Wir schauten rein und drinnen sah es einfach, aber nobel aus. Nachdem wir uns an den Tisch setzten bediente uns der tschechische Kellner, der ein paar Jahre in Hamm gelebt hatte, und uns viele Informationen in deutscher Sprache gab. Welchen Fisch wir nehmen sollen, welchen Wein wir trinken sollen. Also bestellten wir uns Fisch und Wein.
Das Essen war vorzüglich, der Wein passte hervorragend dazu. Und auch der Preis war vorzüglich - teuer.
Gegen 21 Uhr stiegen wir nun in umgekehrte Richtung zum Campingplatz bergauf. Die Aussicht auf Dorf und Berge ist jedes Mal beeindruckend.
Den langen und hellen Abend schlossen wir, wie bereits üblich, mit Johnnie Walker, Bier, Skat und Gesprächen. Langsam zog sich der Himmel zu. Egal, denn morgen ist
Der Ruhetag!25. Juni 2009. Bis nach 10 Uhr schliefen wir, denn wir wussten, dass wir heute faulenzen durften. Um 11 Uhr gingen wir zur Rezeption des Campingplatzes. Dort gab es das leckerste Frühstück der ganzen Tour, was wir freudig "eressen" durften! Die Ehefrau des Platzbetreibers bereitete uns frische Waffeln zu, welche wir mit Genuss verspeisten! Erst um 13 Uhr beendeten wir das Frühstück. Skat spielen, schlafen, entspannen... Das fiel uns nicht schwer, denn draußen regnete es immer mal wieder.
Die weitere Reiseplanung stand an. Johnnie musste zum 1.7. schon wieder in Köln auf der Arbeit sein. Demnach montags in Oslo die Fähre nach Kiel bekommen. Also rief ich in Köln meinen Kollegen Henning B. an, der sich rührend und zeitintensiv um unser Anliegen kümmerte. Allerdings kam er bei der Schifffahrtslinie nicht aus der Warteschleife heraus und schrieb per SMS, wir möchten es doch selber mal bei denen probieren.
Gegen 16 Uhr klarte der Himmel ein wenig auf. Der Regen hatte schon vorher aufgehört. So stiefelten wir wieder ins Dorf. Heute wollten wir grillen!
In Sortland ging Johnnie ins Reisebüro. Sollten die doch seine Fährfahrt buchen. Die wieder mal sehr freundliche Mitarbeiterin wartete rund 45 Minuten in der Warteschleife, um Johnnie endlich seine Kapitänskajüte zu reservieren. Zwischenzeitlich informierte sie uns über das Leben in Sortland und den Zeitaufwand, den die Einheimischen haben, um nach Europa zu kommen. Bis nach Oslo muss man von den Inseln erst aufs Festland fliegen und dann nochmals in ein anderes Flugzeug umsteigen. In Oslo steigt man ins Flugzeug mit endgültiger Destination.
Um 18 Uhr marschierten wir mit zwei vollen Plastiktüten, Einmal-Grill und Bier zurück zum Platz.
Grillmeister Widger kümmerte sich darum, dass der Grill in Gange kam, Johnnie und ich um die blöden Sprüche. Einige Bier später aßen wir um 19 Uhr unsere Grillspezialitäten.
Gegen 20 Uhr wurde der Himmel noch heller und gegen 21 Uhr war der Johnnie Walker leer!
Okay, dafür wurde der Canadian Club auf den Tisch gestellt und weiter ging's...!
Gegen Mitternacht legten wir uns schlafen.
Die Lofoten26. Juni 2009. Nach einem wieder mal perfekten Frühstück verließen wir den gastfreundlichen Ort Sortland um 10 Uhr. Wir nahmen die Fähre von Melbu nach Fiskeböl bei Temperaturen von über 20 Grad und herrlichem Sonnenschein.
Über malerische Straßen machten wir im ebenso malerischen Ort Svolvaer eine Tankpause.
Hier trafen wir 3 norwegische Mopedfahrer, die mit ihren Mopeds oder Mokicks aus den 60er Jahren unterwegs waren. Auch trafen wir einen bayerischen Smartfahrer, der schon einige Wochen in Norwegen unterwegs war und ausschließlich in seinem winzigen Auto nächtigte.
Auf Empfehlung der Frau des Campingplatzbesitzers in Sortland, machten wir einen kleinen Abstecher in den Fischerort Henningsvaer.
Sehr idyllischer Ort mit vielen alten, aber renovierten, Fischerhäusern, kleinen verwinkelten Gassen und umgeben vom Vestfjord.
Die nun folgenden weiteren Stunden sind schwer zu beschreiben. Hinter jeder Ecke lauerten neue Eindrücke. Hohe schneebedeckte Berge, die unmittelbar bis ans Meer reichten, dazwischen nur die kurvenreiche Straße. Heimelige Fischerdörfer, strahlender Himmel, Strände mit mutigen Menschen im Wasser, bunte, üppig blühende Wiesen, tosende Wasserfälle, farbenfrohe Fischerboote und Häuser. Unbeschreiblich diese Bilder und Eindrücke! Ich bin froh, dieses erlebt haben zu dürfen!
Die Fähre Moskenes nach Bodö17 Uhr erreichten wir die Fähre, welche uns nach Plan um 18.30 Uhr innerhalb von 4 Stunden von den Lofoten ans Festland nach Bodö bringen sollte. Schnell reservierten wir per Telefonzelle ein Hotel in Bodö. Geplante Ankunft am Hotel 22.45 Uhr, late arrival kein Problem.
Gegen 18.30 Uhr wurde uns erst auf Nachfragen mitgeteilt, dass unsere geplante Fähre einen Defekt hat und die nächste Fähre erst um 21.15 Uhr ablegt. Schwer war es, sich damit abzufinden, aber unabänderlich.
Wir unterhielten uns mit allen Menschen, die uns in die Quere kamen. Die deutschen Wohnwagen und Wohnmobilfahrer sprachen wir genau so an, wie die meist weiblichen Passagiere des russischen Busses, der hinter uns hielt. Johnnies russische Sprachkenntnisse kamen uns dabei zur Hilfe.
Ein älterer Herr am Stock ging an dem Tisch vorbei, den wir für uns in Beschlag genommen hatten und sprach uns auf Deutsch an.
Woher wir kommen, wohin wir fahren. Er setzte sich und unterhielt uns mit seinen spannenden Erzählungen mehr als 1 1/2 Stunden lang. Vor 7 Jahren war er im Alter von 81 Jahren mit dem Fahrrad von Oslo an der Küste entlang bis nach Moskenes gefahren. Und dann hier geblieben. Wohnen würde er direkt in einem Haus am Hafen.
Alfred Schröder, mittlerweile 88 Jahre alt, ist sein Name, gebürtig aus Hamburg, ehemaliger Handballer (welchen Sport sonst!). Sein Sohn sendet ihm jede Woche die Montagsausgabe der FAZ zu, die er dann dienstags erhält. Da stehen auch die Sportergebnisse drin. Und daher ist er so gut über das ganze Weltgeschehen informiert.
Er bat um 100 NOK, die wir ihm auch gerne gaben. Denn er wollte uns dafür über seinen Sohn die Aufzeichnungen seines Lebens zukommen lassen.
Hier ein Ausschnitt eines Reisetipps von 2007 aus dem Internet (danke für die Recherche, Johnnie):
Ein Deutscher an der Fähre, Norwegen
Fährstation
Reisetip vom 13.06.07
In Moskenes gibt es eigentlich nur eine richtige Attraktion: die Fähre nach Bodø. Als ich im Sommer 2005 auf das Schiff wartete, sprach mich ein älterer Herr an und verwickelte mich (auf Deutsch) in ein Gespräch. Alfred, so stellte sich mein Gesprächspartner vor, wohnt seit einigen Jahren auf den Lofoten. Er ist mittlerweile Mitte 80 und versucht, vor Ort sein Leben zu reflektieren. Er lud mich zu sich ein (nebenbei reparierte ich ihm seinen PC !) und erzählte mir von seiner Zeit auf den Lofoten und von seinem Leben. Er gab mir eine Diskette mit seinen Memoiren mit, die ich erst zu Hause lesen konnte. Die Dokumente waren sein Leben. Alfred schrieb in Moskenes sein Lebenstagebuch und erfreut sich hoffentlich heute noch daran, deutsche Touristen an der Fähre anzusprechen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Falls ihr an der Fähre steht und Alfred seht oder ihn besuchen geht - er wohnt direkt an der Straße rechts - grüßt ihn bitte von mir. Vermutlich wird er sich aber nicht erinnern. Ebenfalls an der Fähre warteten die beiden Norweger, die uns schon vor 3 Tagen und über 1.000 Kilometern auf unserem Weg vom
Nordkapp begegneten. Sie wollten, so wie wir, die Staatsstraße 17 an der Küste entlang nehmen. Einer der beiden gab mir den Tipp, die 17 nicht ganz, sondern in Mosjöen wieder auf die E6 zurück zu kehren. Sonst reiche unsere Zeit nicht aus.
Ein Ehepaar mit Ahrweiler Autokennzeichen fand es ganz toll, dass unser BMW-Chauffeur Widger auch ein AW-Kennzeichen am Mopped hatte. Das Paar verschwand im Wohnmobil und kam mit einem Glas Bockwürste aus der Eifel zum Vorschein. Dieses schenkten Sie uns, was wir mit hungriger Vorfreude und ausgiebigem Dank würdigten.
Um 21.30 Uhr kam die Fähre endlich an und legte 15 Minuten später, nach Beladung, wieder ab. Die Schifffahrt war kurzweilig. Wir spielten Skat, tranken ein Bier und machten unzählige Bilder. Es war ja hell draußen. Johnnie nahm nochmals Kontakt zu den Russinnen auf. Aber klar gemacht hat er keine!
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