Moin
Um es kurz zu machen: zur Inspektion gehört nur eine sicherheitstechnische Überprüfung der Fahrwerkskomponenten (Sichtprüfung auf Dichtheit, Beschädigungen)
Der Service der Fahrwerkskomponenten ist extra Auftragsarbeit.
Wie immer ist die Spanne zwischen dem
was kann,
was sollte,
was muss sehr groß. Das
vernünftige Maß zu finden sollte jedem Fahrer/Halter selbst obliegen. Im Grunde sind alles nur Empfehlungen, solange es der TÜV durchgehen lässt und niemand zu Schaden kommt.
Für das Federbein ist original ohnehin nur der Austausch vorgesehen (wie bei der Dose).
Für die Gabel kann man sich für einen reinen Öl- und Dichtungswechsel in der Vertragswerkstatt entscheiden.
Aber ist es damit getan? Ist man damit zufrieden?
Sicherlich gibt es genügend Fahrer, denen das Originalfahrwerk zu genüge seine Dienste verrichtet. Dann sollte man sich auch nicht über teures Zubehör grämen sondern einfach zufrieden sein.
Aber wenn man eines Tages merkt, dass es nicht mehr passt, dann sollte man sich schon genau überlegen, wohin die Reise gehen soll. Jeder empfindet jedoch auch den Verschleiß anders. Ich z.B. hatte bei beiden FJR ein sehr intensives Verschleißerleben der original Dämpfungselemente bereits im ersten Jahr bei <20000 km. Rainer kam 65.000 km gut hin. Das Popometer ist eindeutig ein wichtiger Verschleißgrenzeanzeiger. Aber das ist nicht nur eine Empfindungssache. Das teuflische ist halt, dass man den schleichenden Abbau häufig nicht oder kaum bemerkt und dieser erst in kritischen Situationen voll zum tragen kommt.
Die Frage, wann die Fahrwerkselemente gewartet werden sollten, hängt nämlich sowohl vom Einsatz als auch von den Erwartungen des Fahrers ab. Ebenso die Frage, auf welche Weise/mit welchem Material man die Wartung/einen Austausch durchführen lässt. Für Wettbewerbseinsätze werden meist die Betriebsstunden gezählt. Für den Straßeneinsatz in Mitteleuropa sagt man grob: 15.000 km für Supersportler bis 25.000 km für Tourer. Da Dichtungen und Öl jedoch auch einer zeitlichen Alterung unterliegen, werden häufig auch 2 Jahre als Intervall genannt. Wobei diese zwei Jahre bei Max 8.000 km und bei Moritz 50000 km bedeuten könnten ... oder Pat seinen Supersportler durch die Landschaft trägt und Patachon mit seinem Gran Turismo um die Ecken bügelt, dass kein Auge trocken bleibt. Hatte grade irgendwer noch von Sozia und Gepäck gesprochen? Hinzu kommen noch die Unterschiede im Terrain. Wird das Fahrzeug häufig über Holperstrecken und Flickenteppiche getrieben oder die meiste Zeit sanft über Autobahnen und gepflegte Bundesstraßen bewegt, geht es eher alpin oder flach zu. Auch Umwelteinflüsse wie Hitze, Kälte, Staub und Regen können bei Extrembelastungen den Elementen zusetzen. Ähnlich die Erwartungshaltung: Fahrer, die ein hochtaktiles Fahrwerk mit klaren Rückmeldungen schätzen, werden anders empfinden als eher komfortbewusste Fahrer. Jeder dieser beiden Typen wird das jeweils "gegnerische" Fahrwerk vermutlich auch als unzumutbar empfinden - besonders wenn sich dann der Fahrstil noch stark unterscheidet.
Demnach kann es auch bei der Wahl des Services keinen Goldstandard geben. Was für den einen grade gut genug, kann für den nächsten rausgeworfenes Geld sein. Hier helfen auch ein paar kritische Selbstfragen: Wie oft passe ich das Fahrwerk an? Wähle ich für Sommer und Winter, Sonne und Regen ein unterschiedliches Setup? Welche Veränderungen nehme ich vor, wenn ich mit Sozia oder/und Gepäck fahre? Wenn es durch perfekte Abstimmung gut funktioniert, reicht mir dann am Federbein ein zentraler Versteller für Solo-/Soziabetrieb oder brauche ich wirklich 4 Versteller mit insgesamt 194481 Einstellmöglichkeiten? Wichtig ist IMHO, dass Kunde und Service die gleiche Sprache sprechen und der Service dann die Erwartungen des Kunden in seiner Arbeit umsetzt. Als zweites sollte man in so einem Fall immer
vorne + hinten gleichzeitig und nach Möglichkeit von
einem Betrieb bearbeiten lassen. Soll ein Markenfederbein aus dem Katalog zum Einsatz kommen, erhält man für die Gabel evtl. vom Federbeinhersteller eine Empfehlung. Denn das Fahrwerk muss zueinander passen. Sonst kann das teuerste Federbein zu völliger Unzufriedenheit führen. Es würde ja auch niemand zu einem abgefahren Bridgestone vorne einen neuen Metzeler hinten aufziehen (oder umgekehrt).
Hier muss ich ich einfach
Franz Racing 
loben: Bisher sind
alle die ich kenne und die dort waren mit ihrem Fahrwerk hoch zufrieden. Ganz egal welchen Fahrstil sie haben. Die meisten haben sich die Gabel und das Originalfederbein überarbeiten lassen, für einen Gesamtpreis (incl. Aus- & Einbau) der unterhalb dem eines einzelnen durchschnittlichen Markenfederbeins liegt. Mal mit neuen Federn, mal mit alten Federn, je nach Bedarf des Kunden. Ich habe dort meine Gabel und mein Wilbersfederbein umbauen lassen und kann nur sagen: es liegen Welten zwischen dem vorher und nachher.
Es ist halt nicht nur mit einer Erneuerung einer Komponente/eines Betriebsmittels getan, sondern die konstruktive Abstimmung muss passen. Sind irgendwo das unpassende Öl, eine unpassende Feder oder unpassende Ventile verbaut, dann helfen alle Einsteller der Welt nicht mehr um eine gescheite Balance zu finden.
Keine pure Ironie, kein bitterer Ernst, auch nicht aus der Luft gegriffen, trifft nicht oft aber manchmal zu:
Wir geben einen Haufen Schotter für das neuste Navi, das neuste Eierfon, Blauverzahnung, Megawindschilder und fragwürdige Flutlichtanlagen aus. Aber sobald es um unsere Sicherheit geht, verkaufen wir diese an einen 10 Jahre alten Helm, billige Bremsenteile oder ein ausgelutschtes Fahrwerk. Und wenn es kracht war
(bitte beliebigen Namen oder Marke einsetzen) schuld. Aber in einem bleiben wir uns treu: wenn wir uns dann etwas gönnen, dann muss es auch teuer sein und wohlklingende Namen tragen.
Unverbindliche Empfehlung für die FJR:
- Service rund alle 20000-30000 km oder nach 2-4 Jahren, spätestens wenn eine Komponente undicht wird
- Service gleichzeitig für vorne + hinten
- einmalig beim ersten Service das Fahrwerk komplett an die persönlichen Gegebenheiten (Gewichte, Fahrstil) anpassen lassen (z.b. bei
FRS 
)
- danach einfach in oben genannten Intervallen die Komponenten über Winter in den selben Betrieb für den Service einschicken (lassen), der Folgeservice ist oft günstiger als der Erstservice mit Anpassung
Gruß, troy®
PS:Selbstverständlich gibt es auch noch andere Betriebe für Fahrwerksüberarbeitungen, z.B.
SO-Products 
und dazu passende
positive Erfahrungen 
. Aber ich mag nur empfehlen, womit ich 100% positive Erfahrungen gemacht habe.