Eine äußerst starke Biker-Gemeinschaft Aug 05, 2009 - 00:00
Tina und Matthias Frühauf lieben ihre Yamaha FJR1300 und gehen am liebsten mit Gleichgesinnten auf Tour
Von Thilo Kötters
Dülmen. Es klingt erstmal widersprüchlich: Ausgerechnet ein Forum im anonymen, unüberschaubaren Internet bildet die Basis für eine enge Gemeinschaft. Doch die, die sich von Computer zu Computer austauschen, haben längst einen innigen persönlichen Kontakt aufgebaut. Eint sie doch das Hobby Motorradfahren und die Liebe zu einem ganz speziellen Modell - der Yamaha FJR1300. Der Dülmener Matthias Frühauf ist einer von rund 1500 Menschen in ganz Deutschland - viele weitere kommen aus dem europäischen Ausland -, die sich mehr oder weniger regelmäßig über die Seite
http://www.fjr-tourer.de austauschen. Seit 2006 ist der 41-Jährige selbst stolzer Besitzer einer Yamaha, nachdem er vorher zwölf Jahre lang der Marke BMW treu gewesen war. "In der Findungsphase bin ich rein zufällig auf das FJR-Forum gestoßen. Dann hab ich mich ziemlich schnell für den Kauf dieses Modells entschieden", sagt er.
"Als Sozia lässt es sich
gut aushalten"
Die Vorteile lagen für ihn auf der Hand. "Die Maschine ist sehr komfortabel, ein richtiger Sport-Tourer mit 144 PS. Das Fahren macht einfach Spaß." Das kann seine Frau Tina nur bestätigen, obwohl die stets nur hinten auf dem Motorrad Platz nimmt. "Auch als Sozia lässt es sich darauf aushalten", so die 42-Jährige, die gemeinsam mit ihrem Gatten schon tausende von Kilometern auf zwei Rädern bewältigt hat.
Selten sind die beiden auf ihren Touren alleine. Denn im Internetforum findet ein reger Austausch über mögliche Reiseziele statt. So kommen mal kleinere, mal größere Gruppen miteinander überein, gemeinsam Deutschland zu erkunden. Auch in Österreich und der Schweiz waren die beiden schon.
Unvergessen bleibt wohl die Tour nach Speyer, wo die beiden nach ihrer Hochzeit im Juni dieses Jahres ein Flitterwochenende verbrachten - wohlwissend, dass die Stadt auch das Ziel einer FJR-Tour war. Aber: "Eingeweiht hatten wir nur den innersten Kern der Organisatoren", sagt Tina Krahn-Frühauf. "Als wir die Biker aber in Hochzeitsmontur vor dem Dom überraschen wollten, standen da plötzlich 45 Maschinen." Und die nahmen die Verfolgung der Kutsche der beiden auf. "Wir hatten also vorne 2 PS und hinten 6 480", veranschaulicht ihr Mann das Kräfteverhältnis.
Wenn sich die Motorradfahrer von Angesicht zu Angesicht begegnen, weist wenig darauf hin, dass sie sich in der virtuellen Realität kennen gelernt haben. Nur eins ist verdächtig: "Die meisten kennt man nur unter ihren Spitznamen aus dem Forum", so Matthias Frühauf, der unter den FJR-Fahrern deshalb nur "Sandmann" genannt wird. Einen Nickname, den er sich aufgrund seiner Tätigkeit als Produktionsmeister bei den Halterner Quarzwerken gab.
Eine echte Macht sind die Motorradfahrer nicht nur im freundschaftlichen Umgang miteinander, sondern auch im Kontakt mit Yamaha-Händlern bundesweit. "Da kriegt man ganz gute Rabatte, da man ja mit sehr vielen Leuten auftritt und immer im Hinterkopf hat, was andere FJR-Fahrer bezahlt haben", so Frühauf.
Münsterlandtour
als Organisator geplant
Wer im Internet allzu sehr von den landschaftlichen Reizen seiner Heimat schwärmt, dem kann das eine Menge "Arbeit" einbringen. So erging es auch Matthias Frühauf, der seine Wahlheimat so anpries, das gleich eine Menge FJRler aus ganz Deutschland darauf aufmerksam wurden. Die Idee, eine der größeren Touren der Forumsmitglieder einmal im Münsterland stattfinden zu lassen, war geboren. Matthias Frühauf stand aber nicht alleine vor der Mammutaufgabe der Organisation. Norbert "Noppe" Westhoff aus Heiden und Wolfgang "Topliner" Kämpfer aus Olfen ergriffen ebenfalls Partei für ihre Heimat und arbeiteten mit dem Dülmener die Route aus.
Schon Ende vergangenen Jahres begann der Anmeldezeitraum, seit kurzem steht fest: 72 Personen auf 47 Motorrädern werden sich vom 28. bis 30. August über die Straßen des Münsterlandes schlängeln. Genächtigt wird in einem Hotel in Altenberge, in dem sich die Teilnehmer am Freitagabend einfinden werden. Der Samstag steht dann ganz im Zeichen der "Kiepenkerl-Pättkes-Tour", die sogar bis hinauf ins Tecklenburger Land führt. Dabei fahren die Biker nicht in der Großgruppe, sondern teilen sich in kleinere Trupps auf, die in unterschiedlichen Geschwindigkeiten nacheinander auf die Piste gehen. Doch auch für die Schnellsten gilt: "Wir halten uns natürlich an die Straßenverkehrsordnung", wie Matthias Frühauf betont.
Samstagabends wird noch einmal Party gemacht, bevor am Sonntag nach dem Frühstück viele Fahrer schon wieder die Rückfahrt antreten werden. Für die, die noch nicht genug haben vom Münsterland, hat Matthias Frühauf aber noch ein besonderes Highlight vorbereitet: Es geht zu den Quarzwerken zwischen Hausdülmen und Haltern, wo eine Betriebsbesichtigung ansteht. Dazu gehört dann auch ein Blick auf den großen Saugbagger, der den Quarzsand aus dem Silbersee zutage fördert. "Dann wissen hoffentlich alle, warum der Sandmann Sandmann heißt", so Frühauf mit Bezug auf seinen Spitznamen.
Die Motorradbegeisterung des ehemaligen Rheinländers lebt er hin und wieder sogar in seiner Firma aus. Bei den Quarzwerken ist er Beauftragter für das Motorrad-Sicherheitstraining, in dessen Rahmen er jüngst wieder 19 Fahrern auf der Anlage des ADAC in Recklinghausen Tipps zum richtigen Umgang mit ihren Maschinen gab. Da dies zu einem sichereren Weg zum Betrieb und somit zur Arbeitssicherheit beiträgt, werden diese Trainings sogar von der Berufsgenossenschaft bezahlt.
Wer nochmal den Artikel im ganzen lesen möchte:
http://www.streiflichter.com/"Eine äußerst starke Bikergemeinschaft"