FJR-Tourer Deutschland

Moin zusammen,

"Kaum ist die RP 28 geordert fängt der alte Mann an zu spinnen"...So denkt sich meine hübsche Gattin das sicher. Und irgendwie hat sie damit ja auch ein bisschen Recht.

Ja, ich weiß... völlig irre...unvernünftig...materialmordend...klimaschädlich und hochgefährlich.

Es geht um eine Langstreckenfahrt über 1609 km (1000 Meilen) innerhalb von 24h. Ich habe hier in der Suche den "Karrenhannes " entdeckt, der das wohl schon mal gemacht hat. Respekt und Chappeau! Vielleicht magst Du Deine Erfahrungen mit uns teilen?

"Das will ich auch..." Denk ich mir in meinem Leichtsinn. Klar ist mir aber natürlich auch: Das braucht ne Riesen Menge an Vorbereitung, Informationen und Erfahrungswerten. Dazu natürlich auch die Selbstzweifel..."Schaff ich das?" "Ist es nicht wirklich gefährlich? Gerade wenn es zum Ende der Reise sicher nicht einfacher wird?" "Oder hast Du hier einfach wieder mal ne zu große Klappe?" "Überschätz Dich nicht wieder alter Mann!"

Diese Hammer-Tour kann man sich übrigens selbst und frei aussuchen. Nachgewiesen wird das durch eingereichte Tacho/Tankbeleg-Fotos bei der IBA (Iron Butt Association). Der deutsche Ableger hat leider aufgehört, aber D wird über die BeNeLux Vertreter weiter betreut. https://www.ibabenelux.org/index.php/en/

Gibt es evtl. hier noch mehr FJRler, die sich das schon mal getraut haben? Hätte jemand Interesse das mal zu probieren und/oder auch nur mit vorzubereiten?
Vielleicht erstmal "nur" mit ner halben Trainings- oder Awareness Tour mit ca. 800km (500Meilen) vorab? Was denkt Ihr? Freue mich auf Eure Meinung....

viele Grüße aus dem Norden

Ecki 3 (?)

Ab einem "gewissen Alter" ist das nur noch Quälerei und macht keinen Spaß mehr, da die Knochen nicht mehr mitmachen.
Bin als junger Mann mal in 13 Stunden von Hamburg zum Gardasee gefahren.
Das war schon eine Tortour.
Für mich wäre das nichts mehr, da ich mir nichts mehr beweisen muß.
Falls du die Tour fährst, gebe mal ein Feedback, wie es dir danach geht.

Moin inne Runde

Also ein bisschen nochmal verrückt sein, möchte man(n) schon noch. @ Ecki 3, lass uns die Tage mal darüber quatschen. Evtl. bin ich dabei
LHzG aus HH,
Fraenkie

Hallo.
Ich habe das " Abzeichen " damals nicht bekommen...weil ich es nicht angemeldet hatte.
Desweiteren habe ich das auch nicht näher protokoliert.
Da gab es Dinge die eingehalten werden müssen. Und eben protokoliert / dokumentiert werden muss . Beispiel Tankstopp max. 300 km.
Nachreichen der Tour wollte ich dann auch nicht.
Und nochmal fahren ebenfalls nicht.

Über Sinn und Unsinn einer solcher Fahrt wurde auch heftigst diskutiert.... Auch das brauche ich nicht nochmal.

Die einzige Frage die Du dir stellen solltest..... Bin ich soweit Fit? den Körperlich Fordernd ist es, hast Du lust einmal die A7 von Flensburg nach Füssen und zurück zu Fahren, Ok sind dann etwas mehr als 1600km, den anders als BAB gehts nicht, Pausen wirste nur machen beim Tanken, eine Gemütliche Kaffeefahrt wird es nicht, das Wichtigste ist das Du auf deinen Körper hörst, was nicht geht, geht nicht und wird nicht Erzwungen, den dann wird es Riskant, was Du vor Augen haben solltestt... es geht um nichts

und ob es anderen Imponiert... ist das wichtig...
machts dich Glücklich, dann versuchs,

Hallo Ecki,

ich habe den Saddlesore 1000, im August 2021, erfolgreich hintermich gebracht. Meine Tour begann in Bochum und ging über Karlsruhe ,Ulm , Hamburg und Oldenburg wieder zurück nach Bochum. 1017 Meilen wurden mir bestätigt. Wenn du interesse hast kann ich dir ja mal meine Tour mal schicken.

Gruß
Jens

Moin Ihr Lieben,

Vielen Dank für Eure Hinweise und Ideen. Da ist schon viel dabei, das man wirklich bedenken sollte. Aber keine Sorge. Ich bin vielleicht verrückt, aber nicht bescheuert. Zudem gibt es einen Hamburger, der ggf. mitkommt. Das gefällt mir auch schon sehr gut.

Wenn ich oder der "junge Mann zum Mitreisen" merke dass es mir oder ihm das zuviel wird, dann gehts an der nächste Abfahrt runter und wir suchen uns ein Zimmer. Das ist für mich dann auch kein Versagen, weil ich einen Abbruch immer als echte Option bis zum Schluss in Betracht ziehe. Und wenn wir zusammen losfahren, dann kommen wir auch zusammen an...wann auch immer.

Ich bin zudem in einem Alter, wo ich niemandem etwas beweisen muss. Das musste ich übrigens noch nie...und mir selbst schon mal erst recht nicht. Habe aber irgendwie Bock drauf, die Grenzen auszutesten. Mit dem Motorrad, und ner gehörigen Portion Mut und Planung sollte das theoretisch machbar sein. Ob das auch in der Praxis so ist, werde ich sehen.

Erste Idee für den Tourenverlauf habe ich mal angehängt:




längste Etappe: 304km
kürzeste Etappe: 148km zum Schluss hin gerne abnehmend
Start: Samstags - Dicht an der Sonnenwende um 0:00 in Richtung Berlin

Ich habe etwas Schiss vor den östlichen Wäldern in der Nacht, da ich dann gerne möglichst schnell unterwegs wäre, da es wohl ziemlich leer und die Konzentration noch relativ hoch sein dürfte. Wildwechsel bei 220 in der Nacht ist sicher nicht so witzig. Für uns alle nicht.

Auch habe ich noch viel zu wenig Ahnung von der ganzen Technik. GPS Trackern, Gopros, Händy, dem neuen Garmin Navi XT2, Stromversorgung der ganzen Geräte für bis zu 24h bis hin zu den ganzen Halterungen für die Greäte.

- (Was filmt wohl eine Gopro 9 oder 11 nachts um 3 auf der BAB?) also ne Fernbedienung...für die 9er oder die 11er?
- GPS Tracker als Einzelgerät mit SIM und Abo?
- Oder als App auf dem Handy? Das soll aber Musik und Hörbücher abspielen und Anrufe entgegen nehmen.
- Wie lade ich unterwegs den BMW Helm auf? Powerbank mit 2m Kabel?
- Gelkissen oder Luftkissen? Immer, oder nur bei Bedarf?
- Welche Kleidung?
- Was ist bei Dauer-/Starkregen?
- Regensachen anlassen?
- Unterwegs trinken aus nem Camelbak, oder das Wasser/Traubenzuckergemisch in PETs aus dem Tankrucksack?
- Energy Drinks?
- Koffer-ja/nein?
- Pausen? Viele kurze? 15 Minuten? Wenige längere? 30 Minuten?
- Wie lange dauert ein Boxenstop mit Tanken?
- körperliche Fitness? Da gibts noch jede Menge Luft nach oben - Der letzte Triathlon ist nun auch schon wieder 5 Jahre her


Ihr seht schon...es gibt noch jede Menge Fragen? Aber ich habe von einem Ami gehört, der als Tip meinte:

"Plan the Ride - Ride the Plan!"

Und das probiere ich gerade!

Hier gibt es jemanden aus den USA der auf eine 700er Tenere 170000ml in 3 Jahren gefahren hat.Spitzenwert waren 2000ml in einem Tag wobei er da mehrmals die Zeitzone durchfahren hat und deshalb an dem Tag 28 Stunden unterwegs war.
https://youtu.be/tXtEW4XYkdQ?si=NIrEKEH8xd-1Y9I3
Wollte da nichts neues aufmachen und passt ja hier ganz gut rein.

Moin,

Hier mal ein kleiner Erfahrungsbericht in Sachen Iron Butt... Gestern bin ich mal spontan eine "kleine" Iron Butt Proberunde ins Sauerland und zurück gefahren. Ha! Training für die große Runde - Locker! Hinfahrt 330 km in 2h:30min. Schön frei und kühl. Achtsame Autofahrer (ja, es gibt sie noch!), kaum Verkehr und ne meist freie Mittelspur. Die RP 28 hat sich dabei charmant 9,6l/100 km im Durchschnitt reingeschraubt. Im Tacho standen zwischendurch mal über 15l/100km.

Dann im Sauerland ne 100km Tour um Möhne- und Sorpesee. Das waren mit Pausen dann auch noch mal 3h. Nach ner netten Grillung beim Onkel des Schwiegersohns gegen 16:30 wieder zurück in den Norden. Alter Schwede...

Ich hatte ja immer ne große Schnauze, von wegen..."Schaff ich locker" "Klar geht das" "Ich kann alles..."usw.

Ähm...Nein!

Das war ja jetzt nichtmal die Hälfte der IB Strecke, und ich bin sowas von fertig hier angekommen, dass ich die Dicke beim Absteigen noch um ein Haar umgeworfen hätte. Die letzten 150 km bei 28°C im Motorrad Dress waren ne echte Quälerei, und hatte überhaupt nix mehr mit der coolen entspannten großen Tour auf dem besten Moped der Erde zu tun. Nochmal zur Erinnerung: Die 769 km sind nicht mal die Hälfte! Manchmal muss man Dinge eben erst aus- oder anprobieren, um den wahren Eindruck zu gewinnen.

Daher werde ich den Iron Butt sicher nicht versuchen!

Was lief nicht so gut:

- Den ersten Tankzettel habe ich schon so blöd fotografiert, dass die Adresse nicht zu lesen ist. Das wäre beim Einschicken sicher nicht akzeptiert worden

- Die Puig Scheibe ist in höchster Stellung immer noch ca. 5cm zu niedrig. Der Wind direkt auf den Helm war so laut, dass ich meine eigene Sprache im Helm nicht mehr gehört habe. Musik oder Hörbuch hören? Völlig unmöglich.

- Die RP 28 fährt nach technischen Daten 245 km/h. Mit Koffern und der hohen Scheibe zeigt der Tacho nie mehr als 240 an. (Das sind nach GPS dann "echte" 222km/h). Ja, natürlich mehr als genug und durch Koffer und Scheibe auch tlw. erklärbar. Aber eben nicht soviel wie sie können sollte.

- Und sie sieht aktuell schlimm aus. Der Insektenfriedhof verändert die Farbe nicht ins Positve. Mal schauen, wie ich das wieder hübsch bekomme.

- Die Kugel vom Kamera Halter war irgendwann auf der Rückfahrt einfach weg. Ich hatte die Insta360 schon im Tankrucksack, da sich die Kamera schon immer mal in Richtung Tacho vibriert hatte, aber wo ist die 25mm VA Kugel hin? Und was, wenn sie jemanden getroffen hat/hätte? Will ich gar nicht drüber nachdenken.

- Zwischen 4 und 5 Tausend U/min schnarrt sie noch sehr unhöflich metallisch. Habe hier den Kühlerschutz im Verdacht (richtig montiert?)

- Das Schlimmste und Gemeinste aber ist meine eigene Selbstüberschätzung. Es gab ja hier schon ein paar Hinweise darauf. Ich muss zugeben, und das bedingungslos...

Ihr Warner und Mahner...Ihr hattet alle Recht!

"Avenging knight in shining armor" bei Tag und Nacht, unverwundbar und immer ne große Fresse allen Ortes....leider wieder Nein! Glaube ich muss mir selbst jetzt langsam mal eingestehen, dass ich eben doch nicht mehr 20 oder 30 bin, und mich der biologische Verfall wirklich eingeholt hat. Stell Dich nicht so an...Ähm nee...das ist wirlich doof und dann kann das auch schnell gefährlich werden.

Dicke Handgelenke, Stress mit den Bändern und Muskeln im Hüft- und Leistenbereich, bei der Ankunft erstmal ne Weile fast taub von dem Lärm im Helm (Und das sagt ein Ex Schlagzeuger!) und ab ca. 600 km schleichend ansteigende Erschöpfung. Die kriegt man nämlich zunächst gar nicht so mit. Erst bei den selbst verordneten Zwangspausen alle 50-100km auf der Rückfahrt. Beim Absteigen. Und es wurde von mal zu mal schlimmer. Spaß hats nicht gemacht. Vom Ganzkörper Muskelkater mal nicht zu reden.

Als Fazit kann ich sagen, das war eine sehr aufschlussreiche Erfahrung; in jeglicher Hinsicht, und daher war sie gut! Teuer und sinnfrei, aber dennoch im Nachhinein wichtig für mich.

Das Motorrad ist klasse. Leistung im Überfluss. Der Tempomat war ein Segen, geht aber nur bis 190. Sitzbank prima - die bleibt so (Sorry Fränkie). Leichtes Pendeln jenseits von 200 - (auch klar - Koffer und Scheibe) Aber nie unsicher, oder nicht beherrschbar - Das wäre mit der XTZ 1200 so nicht möglich gewesen.

Ich werde solche Gewalt Touren aber nur noch im absoluten Notfall machen. So 300 - 500 km pro Tag reichen mir dicke. Dann Hotel, Essen, Bier, Sonnenuntergang und Bett. Daher: Jedem, der den Iron Butt schon mal gemacht hat - Meinen tiefsten Respekt. Ihr seid Tiere!
Jedem, der das noch vorhat - Fragt Euch selbst, ob Ihr wirklich so fit seid, und seid vor allem ehrlich zu Euch! Ich war es bis vorgestern offensichtlich nicht!

In diesem Sinne. Wenn Ihr es dennoch vorhabt und ein paar gesammelte Tips und Hinweise braucht...meine Planung war schon ziemlich weit, und das war schon ne ganze Menge. Just let me know.

Jetzt geh ich die Karre putzen (und leise in mich hineinfluchen und weinen). Bis bald!

vom Boden der Tatsachen grüßt

Ecki

Hallo Eckhard;
vor soviel Offenheit und ehrlicher Rückmeldung
Ich habe das hier (wie alles Andere im Forum auch ) aufmerksam verfolgt und habe mich da in dem Vorhaben vergeblich gesucht... .
Meine längste Etappe waren -- bei relativ gutem Wetter -- mal ca. 850km gemischtes Streckenprofil an einem Tag.
Die letzten 150km waren eine Qual; die letzten 50Km eine Herausvorderung.
Freiwillig mache ich das niewieder!

Mit Spaß und Fahrfreude hatte das nichts mehr zutun.
Viel Spaß beim Putzen

Zum Thema Höchstgeschwindigkeit und Tachovoreilung gibt es im fachlichen Board und im internen Mitgliederbereich genügend Lesestoff... ,
und ab ca. 150 - 160 km/h steigen Benzinverbrauch und Reifenverschleiß enorm an!