Wiesmann-Fest: Traumautos zum Anfassen
Dülmen. Da mussten sich auch ein Lamborghini und ein Porsche brav neben all den Golfs, Meganes und Mondeos in der zweiten Reihe einreihen: Die Parkplätze direkt vor der gläsernen Manufaktur blieben beim Wiesmann-Frühlingsfest am Wochenende den Sportwagen aus eigener Herstellung vorbehalten. Der Hersteller exklusiver Roadster hatte Kunden und Freunde zum Saisonstart in die Manufaktur nach Dülmen eingeladen.
Bereits am Samstag war das Publikumsinteresse riesig, die Autofans strömten bei eher bescheidenem Wetter schon gut eine Stunde, bevor es eigentlich losgehen sollte, auf das Werksgelände.
Wer das Glück hatte, hier Karl-Heinz Koglin über den Weg zu laufen, der bekam beim Bummel durch die Fabrikationshalle zum Augenschmaus gleich die passenden technischen Details mit auf den Weg. „Es gibt drei Modelle, den MF 3, den MF 4 und den MF 5“, gab er dem Wiesmann-Laien erst einmal Basiswissen mit auf den Weg. Trotz der überschaubaren Modellreihen gleicht kein Wiesmann dem anderen: „Wenn Sie möchten, können Sie die Innenausstattung auch nach der Farbe der Lieblingshandtasche Ihrer Frau entwerfen lassen.“ Tausende möglicher Varianten lassen bei der Ausstattung kaum Wünsche offen. Das gilt natürlich auch bei Cpckpit, Instrumente, Fahrwerksabstimmung... Halt, etwas geht dann in Dülmen doch nicht: „Anhängerkupplung, Dachgepäckträger und Dieselaggregat sind bei uns nicht im Programm und auch nicht geplant.“
Motor und Technik stammen überwiegend von BMW - was einen unbestreitbaren Vorteil hat: Im Prinzip kann auch ein BMW-Autohaus den technischen Service erledigen. Und dennoch erreicht die Handarbeit made in Dülmen eine Fertigungstiefe von fast unvorstellbaren 70 Prozent. Das selbst entwickelte Stahl- (beim Mf3) oder Alufahrwerk wird von einem einzigen Mitarbeiter zusammengesetzt. Die eigene Sattlerei sorgt für Wohlfühlatmosphäre in Roadster oder GT, eine große Elektrikabteilung verbindet die feinen Kupferdrähte mit den richtigen Steckern zu einem weit verzeigten Kabelbaum.
Das komplette Chassis, die stabile aber ultraleichte Gfk-Karosse und selbst der Kabelbaum - alles Eigenentwicklungen made by Wiesmann. Fließbänder sucht der Gast an der Lehmkuhle 87 vergeblich, die Fahrzeuge werden bis zum fertigen Automobil in kleinen Teams von Hand gefertigt: „Unsere Kunden legen Wert auf exzellente Arbeit“, versichert Koglin. Jedes Auto muss deshalb eine akribische Checkliste durchlaufen und wird natürlich ausgiebig auf den Straßen rund um Dülmen probegefahren, bis es an den Kunden ausgeliefert wird.
Rund 200 Fahrzeuge stellen die etwa 160 Mitarbeiter im Jahr her.
Das Frühlingsfest nutzten viele zum Familienausflug, wie Anja Wöstmann aus Ibbenbüren. T-Shirts hat sie erstanden, es gibt aber auch kostbare Uhren und sogar Tischdekoration im Wiesmann-Branding. Ein Wiesmann steht bein Wöstmanns noch nicht in der Garage.
Das ist bei Dr. Claudia Hoffmann aus Kronberg bald anders: „Ich habe schon zwei Roadster, und ich mag den Mf 3 sehr“, verrät die Sportwagen-begeisterte Besucherin, dass sie schon länger mit einem Fahrzeug aus Dülmener Produktion liebäugelt.
Eigentlich war sie mit ihrem Begleiter Artur Frantz nach Dülmen gekommen, um einen Wiesmann ganz in der Nähe von privat anzuschauen.
Als die beiden vom Frühlingsfest erfuhren, war ein Abstecher natürlich Ehrensache. Und nach der Probefahrt war die Entscheidung rasch gefallen. Nur eines bedauert Hoffmann an ihrem Spontankauf dann doch ein bisschen: „Jetzt werde ich mich von einem meiner anderen Wagen trennen müssen.“
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