Macht es Sinn mit der FJR auf einer Rennstrecke zu fahren?
Oder ist es wahnsinnig, irrsinnig oder blödsinnig?
Bernie hat zum Renntraining mit Instruktoren auf dem Anneau du Rhin gerufen und ich bin ihm gefolgt.
Nein, nicht weil ich mich für freies Fahren auf der Rennstrecke vorbereiten wollte,
sondern ich sah es eher als „Sicherheitstraining“
Einfach mal entspannt auf der Strecke ausprobieren was ich locker drauf habe,
ohne mich zu überfordern.
Beim Instruktorentraining darf nicht überholt werden, nur deshalb habe ich mich angemeldet.
Am ersten Tag hatte ich Glück und habe einen sehr guten Instruktor (Chefinstruktor?)erwischt. Susi 1000 GSR Strassensportreifen.
Langsamste Gruppe.
Wir 4 Anfänger/in , ein versierter BMW K S und ein Blade Fahrer.
Nach dem ersten Turn waren schon meine Fussschützer demoliert und ich hab sie abgeschraubt. Laut Instruktor hätten wir ca 70% gefahren was möglich wäre.
Bei jedem Turn wolle er ca 3% draufsatteln.
Der Blade Fahrer hat sich in eine „schnellere Gruppe abgemeldet.
Beim 3. Turn hat sich ein Anfänger ins Kiesbett verdrückt. Er konnte die Maschine noch abfangen, aber nur weil er ein KTM ähnliches Gefährt unterm Arsch hatte.
Während des Turns wurden zwei schnellere Gruppen auf der Geraden vorbei gewunken.
Beim 4. Turn hat sich die Anfängerin eine Pause gegönnt, sie zeigte schon Konditionsschwäche. Unser Geländespezialist zog wieder das Kiesbett der Strasse vor.
Wieder glimpflich abgegangen.
Beim letzten( 7.) Turn waren wir nur noch zu viert.
Nach der ersten Runde hat sich der letzte Fahrer entschieden, auch zu passen, und ist frühzeitig zurück in die Boxengasse.
Der Instruktor hat sich nun wie immer seinen „verfolgenden“ Fahrern angepasst. Das war nun der K S Fahrer und Ich.
Er fuhr Runde für Runde schneller, jetzt wurden wir drei an der „schnellen Gruppe“
vorbei gewunken.
Das Kratzen der Rasten nahm ich schon nicht mehr wirklich war, nun fiel mir auf, dass noch andere Geräusche dazu kamen. Bremshebel und Auspuff. Mehr ging nicht mehr.
Zurück in der Boxengasse. Das Training war zu Ende.
Ich fühlte mich noch topfit.
Ich war zu keiner Zeit überfordert. Die FJR kam aber an ihre Grenzen.
Mangels Größe habe ich an der RP08 keine Heckhöherlegung verbaut, sondern hinten ein 08/15
verstärktes 185kg Wilbers Federbein.
Stramm eingestellt. Vorne 20mm durchgesteckt.
Im Vergleich zur Originalen bringt das bei meinen 68 kg ca 1,5 cm Erhöhung.
Am ersten Tag gingen die Abflüge des „Freien“ und des Instruktorenfahrens glimpflich ab.
Ca 10 von ca 100 haben die Strecke verlassen. 3-4 schrottreife Moppeds? Vielleicht waren es auch mehr.
2. Tag.
Jetzt war auch Bernie dabei.
Wieder Anmeldung bei einer langsameren Gruppe.
Wir bekamen einen Instruktor auf einer roten „Rennsemmel“ mit Rennreifen.
Die anderen vier Teilnehmer auf ihren Ducatis 9xx und Blads auch.
Mit allem Pi Pa Po, Fahrerlager, Zelt, Reifenvorwärmer und so ein Zeugs.
Bis auf Einen, angeblich alle Rennstreckenerfahrung.
Den ersten Turn ging er schon forsch an. Bernie als erster hinter dem Guide machte eine super Figur.
Durch seine Heckhöherlegung und seine Leibesübungen auf dem Mopped, die ich mir größtenteils ersparte, hatte er etwas mehr Schräglagenfreiheit als ich.
Beim zweiten Turn reihte ich mich hinten ein um zu schauen was die Kilofahrer so drauf haben.
Ein richtiges Gegurke, obwohl sie schon fast am Boden hingen kamen sie nicht um die Ecke. Ich hatte genug gesehen.
Hoffentlich komm ich bald wieder nach vorne. Nach ein paar Runden muß sich auf Anzeigen des Guides der direkte Verfolger nach hinten einreihen.
Beim dritten Turn wars mir schon zu blöde und hab mich beim Start forsch hinter dem Guide platziert um mal drei Runden ohne Gemurkse zu fahren.
Schon in der dritten Kurve fiel mir auf, dass er die Verrenkungen auf dem Mopped schon viel zu früh vollzog. Wie die Möchtegernrossis, die auf der Landstrasse schon 200 Meter vor der Kurve mit dem Arsch wackeln und überlegen wo sie sich platzieren wollen.
Gestern hatte ich noch gelernt, dass beim kräftigen Anbremsen in die Kurve sich der Arsch von alleine hebt und man nur noch rüber rutschen muß.
Irgendwie hat mich das Jagdfieber gepackt. Ich hab mich dann ein paar Mal in 2/3tel Länge
seitlich von ihm innen oder aussen platziert.
Nix da, er wurde eher langsamer, obwohl bei unseren FJRs noch viel Luft war.
Ich wurde dann sofort nach hinten gewunken. Während der Pause würdigte er mir keinen Blick, nur bei der Besprechung schielte er kurz zu mir rüber.
Beim nächsten Turn durfte ich nur ne knappe Runde hinter ihm Fahren.
Beim nächsten Turn, verunglückte in einer anderen Instruktorengruppe, die von einem anderen Veranstalter ( BMW Warth oder so ähnlich) geführt wurde ein älterer Fahrer schwer.
Beim Vorbeifahren sah ich schon, dass er bewegungslos seitlich an der Strecke auf einer kurzen Geraden lag. Das Training wurde unterbrochen.
Der Notarztwagen hat ihn in die Nähe der Boxengasse gefahren und er wurde behandelt. Ein zweiter Notarzt wurde angefordert. Nach ca zwei Stunden wurde das Training für diesen Tag abgesagt.
Im Notarztwagen wurde hoffentlich immer noch behandelt.
Macht es Sinn mit der FJR auf einer Rennstrecke zu fahren?
Oder ist es wahnsinnig, irrsinnig oder blödsinnig?
Ich denke zur Zeit, dass ich niemals an einem freien Fahren teilnehmen werde.
Ich hab nur kurz schauen müssen, um zu sehen, dass sehr viele sich auf der Strecke tummeln
die ihr Möppi nicht beherrschen. Die Gefahr abgeschossen zu werden ist mir zu hoch.
Noch einmal ein Instruktorentraining ?
Ja, aber nur unter folgenden Bedingungen:
Ein erfahrener Guide.
Nur FJRs in der Gruppe.
Ähnliche Fahrer.
Auch eine FJR-Gruppe, für die Rastenschleifen ein Fremdwort ist
kann bei einem Training viel lernen.
Voraussetzung ist nur:
Keine Selbstüberschätzung: Niemand muß schneller fahren als er möchte.
Kondition: Früh morgens ein paar Hundert Kilometer anreisen um 37,50 zu sparen
könnte tödlich sein.
Mein Mittageseen war 1 Apfel, 1 Banane, 1 Schokoriegel und Wasser.
Jetzt muß jeder selbst entscheiden.
Mir hat das Training sehr viel gebracht.
Jemandem von einem Training abraten würde ich nicht,
dafür ist der Lerneffekt zu hoch.
Überreden würde ich aber auch Niemanden
Grüße Harry
Wenn ihr euch einen Vorderreifen nach 100km auf der Rennstrecke anschauen wollt,
dann diesen Link:
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Anneau du Rhin
Mit verschiedenen FJRs über 260.000km unterwegs gewesen. Zur Zeit RP23